WM im Eisschwimmen 2025, 13.-18.01.2025, Molveno, Italien

WM 2025 in Molveno: Schwimmen an der Grenze

 

2025 WM Eisschwimmen 1Mitte Januar war es wieder so weit: Die sechste Weltmeisterschaft im Eisschwimmen lockte diesmal über 750 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 47 Ländern nach Italien. Einen schöneren Ort hätte die International Ice Swimming Association (IISA) sich kaum aussuchen können. Nördlich vom Gardasee ging es hoch in die Berge nach Molveno zum gleichnamigen, wunderbar idyllischen See. Für den Medical Check mussten wir schon am Montag, 13. Januar 2025, anreisen. Ich hatte also noch Zeit bis zu meinem ersten Start am Freitag. Der See bot zwar Gelegenheit, sich auf den Wettkampf vorzubereiten, allerdings war er, wie einige andere Schwimmer betonten, mit 4 – 5 Grad doch „sehr warm“.

Aber wer will sich schon vorbereiten? Auch ein kurzes Schwimmen im 4 Grad „warmen“ Wasser zieht bereits viel Energie – Energie, die ich für den anstehenden Start sehr dringend benötigen würde. Auf dem Zettel stehen zuerst einmal 1.000 Meter, geschwommen wird im 50m-Pool, gleich neben dem See. Dass die fleißigen italienischen Helfer am Vorabend etwa 15 cm dicke Eisscheiben aus dem Becken fischen, stimmt mich etwas misstrauisch: Geht das am nächsten Tag überhaupt? In der Nacht wird es deutlich unter null Grad haben…

 

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Ok, am nächsten Tag ist das Becken tatsächlich schwimmbar, die Temperaturangaben schwanken sogar zwischen 1 – 2 Grad. Also nichts wie rein ins spaßige Nass! Nach der gewohnt freundlichen Aufforderung des Offiziellen „Go into the water!!!“ schwimme ich mich ein, bis ich nach 200 Metern auf Betriebstemperatur heruntergekühlt bin. Nach weiteren 100 Metern geht es besser, denn dann setzt langsam der Verstand aus. Sorgen, dass man Füße und Hände nicht mehr spürt, fallen damit weg. Ratsam ist es trotzdem, sich einen Plan zu machen, etwa: „Ab 500 Metern schwimme ich für meine Frau, ab 700 Metern für Frau und Kind, ab 900 Metern habe ich mir eine Tasse warmen Kakao verdient.“

Ein weiterer Plan: Locker aus dem Wasser gehen und schnell durch den Sanitäter-Raum, wo sich jeder Langstreckler melden muss, und hüpfend wieder draußen die Sonne begrüßen. Das gelingt nur ansatzweise. Zudem habe ich doch mehr Minuten im Wasser gelassen, als ich wollte, und bin daher nahe an der zeitlich zulässigen Grenze geschwommen. Die nächste Grenzerfahrung wartet schon am nächsten Tag: 100 Meter Delfin und 100 Meter Brust. Leider disqualifiziere ich mich in Delfin aus Nervosität durch einen falschen Armzug. Trotzdem zählen diese 100 Meter für mich so viel wie die 1.000 Meter Freistil am Vortag: Bis zu diesem Tag konnte ich mir nämlich gar nicht vorstellen, bei einem Grad Wassertemperatur länger als 30 Meter in dieser Lage zu schwimmen. Auf den gleich folgenden 100 Metern Brust schlägt die Erschöpfung schon am Start voll zu. Hier können die Olympioniken, die auch mitschwimmen, klar ihren Trainingsvorsprung ausspielen.

Deutschland war in dieser WM mit über 50 Schwimmerinnen und Schwimmern vertreten. Darunter war beispielsweise auch Tina Deeken aus Löningen, die in der Para-Wertung fünfmal Gold und zweimal Silber gewonnen hat. Solche Spitzenleistungen in dieser schönen Sportart miterleben zu dürfen, war es allein schon wert, in Molveno dabei gewesen zu sein.

 

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